Kurz hinter Wandlitz, dem ehemaligen Hotspot für DDR-Politik-Funktionäre, liegt in einem Wald der Bogensee. Der Bogensee ist ein See ohne jeden Badestrand, Uferweg oder gar Bebauung. Ein Relikt aus der letzten Eiszeit, der keinen Zu- und Abfluss hat und nur von den umliegenden Quellwiesen gespeist wird.
So still wie der Bogensee von seiner Beschaffenheit ist, so viel Geschichte bringen der See und seine Umgebung mit sich. 1919 wurde das Gut Lanke mit See von dem hochverschuldeten Geheimrat der Majestät, Graf Wilhelm von Redern an den Magistrat von Berlin verkauft. Die Stadt Berlin verschenkte 1939 die rund 470 Hektar Land inklusive einer Blockhütte am östlichen Ufer des Bogensees an den Reichspropagandaminister Goebbels auf Lebenszeit. Da das alte Blockhaus den Ansprüchen von Goebbels sehr schnell nicht mehr genügte, ließ er auf der westlichen Seite vom See das Landhaus Bogensee erbauen. Das Landhaus hatte allein schon 30 Zimmer auf einer Gesamtfläche von 1.600 Quadratmetern und hinzu kamen noch diverse Wirtschaftsgebäude und ein Gästehaus mit gesondertem Besprechungszimmer. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude als Lazarett genutzt. Am 9. März 1946 wurde das gesamte Gelände durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland an die kurz zuvor gegründete Freie Deutsche Jungend – kurz FDJ – übergeben. Die FDJ errichtete in dem alten Landhaus eine Jugendschule „Waldhof am Bogensee“, der 1950 der Name des ersten Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, verliehen wurde.
1951 wurde dann der Grundstein für die spätere und weit über die Grenzen der DDR bekannte Jugendschule „Wilhelm Pieck“ gelegt. Entstanden ist ein beeindruckender Komplex aus Wohngebäuden und Grünflächen im Stil des sozialistischen Klassizismus. Die Kaderschmiede war das Vorzeigeprojekt der ehemaligen DDR, an der nicht nur Schüler und Studenten aus dem eigenen Land, sondern auch aus anderen sozialistischen und später kapitalistischen Ländern lernten. Das ursprüngliche Landhaus von Goebbels wurde zu einem repräsentativen Restaurant für Staatsempfänge umgebaut. Mit der Vereinigung 1990 ging der gesamte Komplex an das Land Berlin. Ein Gebäude wurde als Hotel genutzt, andere nutzte der gemeinnützige Internationale Bund für Sozialarbeit als Ausbildungslager. Anfang 2000 gab es andere Nutzungsprojekte, wie zum Beispiel durch die Berliner Polizei. 2008 wurde die gesamte Immobilie zum Verkauf angeboten, aber ohne Erfolg. Heute stehen fast alle Gebäude leer und verfallen zunehmend.
Gespenstisch wirkt die Anlage, so verlassen direkt am Bogensee. Wenn man an den alten Gebäuden vorbeiläuft, hat man an manchen Stellen das Gefühl, dass sich Gardinen bewegen, oder dass die Lautsprecheranlage gleich zum Fahnenappell tönt. Die Zeit scheint an diesem Ort stehen geblieben zu sein. Beindruckend, erschreckend und auch faszinierend. Für alle Geschichtsfans und Fotografen ein perfekter Ausflugsort. Wer noch ein klein wenig Natur genießen möchte: Um den Bogensee gibt es seit einigen Jahren einen kleinen Naturlehrpfad, den es wirklich entlang zu spazieren lohnt.
Den Anfahrtsweg zur Jugendschule „Wilhelm Pieck“ findet ihr unter folgendem Link.
Quelle: Wikipedia
Ich finde es sehr bedauerlich, dass so viele erhaltenswerte Bauten in Brandenburg und auch in Berlin dem Verfall preisgegeben werden. Natürlich ist Sanierung teurer als Neubau, aber mußte so viel Schönes und Nützliches erst kaputt gehen. Es geht doch auch anders