Der Tagesplan war klar: Eine gemütliche Fahrt durchs östliche Brandenburg, der Besuch des Schechert’s Hof in Marxdorf, genussvoll Mittag essen, ein kleiner Spaziergang und wieder zurück nach Berlin. Aber machmal kommt es eben anders als man denkt.

Den Schechert’s Hof haben Jan und ich als kulinarischen Geheimtipp von einem guten Freund empfohlen bekommen. Der Schechert’s Hof ist ein sogenannter Vierseitenhof und liegt im wunderschönen Oderbruch ganz in der Nähe der polnischen Grenze. Familientradition wird hier groß geschrieben und so ist der Hof bereits seit dem 18. Jahrhundert im Familienbesitz der Schechert’s. Bis zum Jahr 1953 wurde auf dem Vierseitenhof Ackerbau und Viehzucht betrieben, mit Gründung der LPG verließ die Familie die ehemalige DDR und erst vierzig Jahre später ging der Hof zurück in den Familienbesitz. Der Vierseitenhof ist liebevoll restauriert und besticht durch seine Urtümlichkeit.

In der hofseigenen Räucherei wird der Fischfang aus den umliegenden Gewässern vom Hofbesitzer noch ganz traditionell über Buchenholz- und Erlenscheite geräuchert. Diese Delikatessen kann man im Hofladen erwerben oder direkt in der kleinen Aalstube genießen. Bewirtet wird man an kalten Tagen in der sogenannten Taverne und in den Sommermonaten im großzügig angelegten Gartenrestaurant. Die Vorstellung von einem gemütlichen Platz in der Sonne mit einem kühlen Blonden in der Hand und dem Blick über die angrenzenden Sommerwiesen erzeugt im November fast eine Art von Wehmut.

Für seine regionalen Fisch- und Weinspezialitäten ist der Schechert’s Hof weit über die Grenzen von Marxdorf bekannt. Ein beliebtes Brandenburger Ausflugsziel für Wanderer, Gruppenreisen, Senioren- und Betriebsfahrten – und im letzteren liegt die Krux unseres Ausflugs. Jan und ich hatten uns bereits auf eines der Fischgerichte und einen guten Tropfen Wein gefreut und dann – geschlossene Gesellschaft! Der Tipp der netten Bedienung des Schechert’s Hofs: Gerade in den Wintermonaten sollte man besser vorher anrufen oder direkt einen Tisch reservieren, sonst kann es schon einmal vorkommen, dass der Weg umsonst ist. Wer gern den Schechtert’s Hof besuchen möchte – findet hier die Kontaktdaten.

Auch wenn es im ersten Anlauf nicht geklappt hat – eins ist sicher – wir werden wieder kommen.

Das Problem: Immer noch Hunger und so führte uns die Suche nach einer alternativen Gastmöglichkeit durchs Oderbruch auf direktem Weg nach Polen. Im Zeitalter der Schengen-Erweiterung erinnert nur noch der verwaiste Grenzübergang an vergangene Zeiten. Eine kleine Rundfahrt durch den polnischen Ort Kostrzyn (Küstrin), Grenztourismus – Polenmarkt – Zigaretten kaufen und wieder zurück nach Deutschland. Immer noch nichts zu essen.

Auf dem Weg von Küstrin in Richtung Berlin fährt man an Seelow vorbei. Seelow ist aufgrund der Schlacht um die Seelower Höhen im Jahr 1945 geschichtlich von ganz besonderer Bedeutung. Die 1. Weisrussische Front durchbrach zum Ende des zweiten Weltkrieges unter dem Befehl von Marschall Schukow die Stellungen des deutschen Heeres und erkämpfte sich in einem groß angelegtem Angriff den Weg zu den Toren Berlins. Nach der Einnahme von Berlin durch die russischen Truppen gab Marschall Schukow den Auftrag, zur Erinnerung „an den ruhmvollen Weg“ Denkmäler zu errichten. Bereits im November 1945 wurde in Seelow das Denkmal eingeweiht und später zur Gedenkstätte „Seelower Höhen“ mit einem Museum erweitert.

Mittlerweile war der Hunger fast unerträglich.

Diedersdorf liegt zwischen Seelow und Müncheberg direkt an der B1. Am Ortseingang gibt es das Gasthaus „Zum Ulmenhof“. Der Gasthof hat einen eher dörflichen Charme mit einer Mischung aus Kunstblumen und wunderschönen alten Uhren, wie sie oft auf Küchenbuffets von Großeltern zu finden sind. Gute deutsche Küche. Unsere Wahl: Gänsebrust und Schnitzel – zum Nachtisch einen klassischen Schwedeneisbecher. Super.

Frei nach Rainald Grebe „Nimm dir das Internet mit – wir fahren nach Brandenburg“, erhielten wir in einer glücklichen Minute mit Internet über Facebook den Tipp, unbedingt noch einen kleinen Abstecher zum Delikatessen-Laden „Marxdorfer Liköre“ zu machen. Der Dorfladen „Marxdorfer Liköre“ liegt, wie der Name schon vermuten lässt, mitten in Marxdorf. Betritt man das kleine Geschäft, das eigentlich kein Geschäft ist, sondern die Produktionsstätte, wird man schier überwältigt. An jeder Seite des Raumes stehen Regale vom Boden bis zur Decke mit den verschiedensten Likören. Fruchtliköre, Kräuterschnäpse und die berühmten Hüftgold-Creme-Liköre.

Die sehr nette Besitzerin der Likörproduktion begrüßt einen persönlich und hat zu jedem der einzelnen Liköre eine ganz besondere Geschichte zu erzählen. So erfahren wir beim verkosten des Kräuterlikörs „Gesche Gottfried“ etwas über eine bekannte Bremer Serienmörderin oder dass die Aroniabeere aufgrund ihrer vielen Vitamine ein beliebtes Heilmittel gegen allerlei Krankheiten ist. Mir bleibt nichts anderes zu sagen als OHA! und selbst diesen Kräuterbitter gibt es hier zu kaufen. Die Liköre kann man direkt vor Ort oder über das Internet erwerben. Auch wir konnten der großen Auswahl nicht widerstehen und haben natürlich ein paar Flaschen mit nach Berlin genommen.

Ein wirklich abwechslungsreicher Tag im Oderbruch mit den Marxdorfer-Likören als unser ganz persönliches Highlight. In diesem Sinne: Prost!

Quellen: www.schechertshof.de / Wolfgang Schalow;
www.gedenkstaette-seelower-hoehen.de / Kultur GmbH Märkisch Oderland

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert